Für ein freiheitliches und offenes Internet, wider dem Sicherheits-Net!

Heute ist Safer Internet Day. Anders als man auf den erstem Blick denken mag und es oft auch interpretiert wird, geht es dabei nicht wirklich um Sicherheit im Sinne von IT-Sicherheit und wie man sich vor Angriffen staatlicher wie privater Akteure (von der NSA-Hintertür bis zum Banking-Trojaner) schützt. Es geht um Kinderschutz: Wie kann man Kinder im Internet vor Inhalten beschützen.

Da ist es auch nicht so ganz verwunderlich, dass eine erneute Forderung nach Internet-Sperren und Internet-Filter bei Providern aufkommt: Landesmedienchef will Pornofilter für das Internet in Deutschland. Aus der ganzen #Zensursula-Debatte haben einige eben immer noch nichts gelernt.

Manchmal hasse ich es ja, Recht zu behalten. Vor über 13 Jahren haben Dragan Espenschied und ich unsere Diplomarbeit insert_coin zu Internet-Filtern abgeschlossen. Im Vorwort haben wir etwas geschrieben, was sowohl zum zum NSA-Skandal als auch zur Diskussion um Porno-Filter passt:

Alle das Netz betreffenden Zukunftsvisionen von Unabhängigkeit, Aufklärung, freiem Datenfluss oder auch nur »vote with your wallet«-Demokratie gehen von einer Architektur verteilter, gleichberechtigter Netzknoten aus. Dieses Modell beschreibt jedoch nur die technische Seite der Datenübertragung. Der tatsächliche Einsatz des Netzes bildet immer mehr bereits vorhandene Hierarchien und Machtverhältnisse ab oder dehnt diese sogar aus. 

Inzwischen fließen zunehmend wichtige und persönliche Daten über das Netz, während gleichzeitig Überwachung und Kontrolle des Datenverkehrs zunehmen. Dadurch wird Netzwerk- und Software-Design zum politischen Thema. Auf Seiten der Anwender findet eine Diskussion darüber nur in kleinen eingeweihten Zirkeln statt. Dem gegenüber steht eine apolitische Schar von Konsumenten, die sich einem Medium überantwortet das sie nicht mehr versteht – und durch entsprechendes Interface-Design auch nicht verstehen kann.

Wenn weiterhin „Safer Internet“ als „Kindersicheres Internet“ gilt, werden wir uns weiter mit solch dämlichen Vorschlägen herumärgern müssen. Alleine mit Technik werden wir das nicht in den Griff kriegen, denn leider trifft John Gilmores “The Net interprets censorship as damage and routes around it“ nicht zu: Zensur funktioniert, wie auch insert_coin gezeigt hat. Genauso wie die NSA-Überwachung und anderes funktioniert, inkl. Vorratsdatenspeicherung. Daher: wir brauchen politische Lösungen, der Ruf „das klappt eh nicht!“ reicht nicht; wir brauchen eine Gesellschaft, die sich für freiheitliche Werte einsetzt. Auch wenn diese nicht regellos sein kann: eine Komplettüberwachung und Inhaltskontrolle dürfen wir nicht tolerieren.