Beobachtungen des Twitter-Scheinriesen

Vor gut einem Monat haben die Journalisten und Datenjournalsten vom Tagesspiegel und Netzpoliitk.org gemeinsam die Twitter-Filterblase der AfD analysiert und dabei u.a. festgestellt, dass wichtige Accounts dort nur ein Scheinriese sind.

Die dortige Analyse kann ich nun mit eigenen Beobachtungen nachvollziehen und bestätigen: Retweets der gesamten AfD-Unterstützerschaar bringen gerade mal 18 Link-Klicks. Aber der Reihe nach …

Mit WEN WÄHLEN? betreibe ich seit Jahren eine Art Alternative zum Wahl-O-Mat, bei dem nicht nur die Parteimeinungen einfließen, sondern die Kandidaten selbst zu Wort kommen. Für 2017 wage ich ein neues Experiment: Live-Interviews mit Kandidaten aller Parteien, Bürgern, Anhängern und mehr. Letzten Dienstag habe ich das erste Interview mit einem AfD-Kandidaten geführt, Volker Münz. Wie immer habe ich das natürlich vorher über den WEN WÄHLEN?-Twitter-Account getwittert und die Möglichkeit geboten, eigene fragen zu stellen  – und dieser Tweet wurde von mehreren der AfD nahestehenden Accounts retweetet, u.a. @AfD_Bund, @2017_AfDwaehlen, @mundaufmachen und natürlich dem ganz großen Account @balleryna und einigen anderen. Zusammen kommen die auf über 350.000 Follower. Eine ganz ordentliche Reichweite, da müsste der Tweet doch durch die Decke gehen, hunderte bis tausende Klicks auf den Link kommen und natürlich zig Fragen gestellt werden.

Was passierte? Nun, nicht viel:

Scheinriese: AfD auf Twitter

18 Link-Klicks, 2 Antworten. Na, immerhin haben laut Twitter 6000 Leute den Tweet gesehen. Ob das Bots waren oder echte Menschen ist schwer zu sagen, aber 18 Link-Klicks und gerade mal 2 Antworten bestätigen die Analyse von Netzpolitik.org und Tagesspiegel: bei der AfD-Filterblase auf Twitter handelt es sich um einen Scheinriesen. Sieht riesig aus, aber sonst passiert nicht viel. Denn 18 Link-Klicks und zwei Antworten schaffe ich bei einem normalen Tweet ganz alleine. Da ist es nicht verwunderlich, dass das Interview zwar mehr angeschaut wird als beispielsweise das mit dem SPD-Abgeordneten Gerold Reichenbach, aber deutlich weniger als das Interview mit einem Wahlhelfer über Wahlbetrug und Wahlfälschung.

Apropos Interview? Das gibt es hier:

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